Gedanken zum Werk von André Green - Jahrbuch der Psychoanalyse 28

von: Erika Kittler, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Edeltrud Meistermann-Seege

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1991

ISBN: 0009410028204 , 39 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Gedanken zum Werk von André Green - Jahrbuch der Psychoanalyse 28


 

Psychoanalytisches Denken heißt Andre Green zufolge: Auseinandersetzung mit dem Denken anderer. Das trifft für sein eigenes Denken in ganz besonderem Maße zu: seine Affekttheorie, sein strukturelles Konzept des Ödipus, seine Theorie vom Denken und von der Psychose als Denkstörung, sein Konzept des „analytischen Objekts" verdanken sich der intensiven Auseinandersetzung mit Lacan, Melanie Klein, Bion und Winnicott. Dabei interessiert Green vor allem die symbolisierende oder „objektalisierende“ Funktion des psychischen Apparates: d.h. wie aus den somatischen Spuren von Trieb und Objekt seelische Qualität (Vorstellung, Affekt, Denken, Beziehung) wird. Zu Greens Hauptthema wird daher der Todestrieb, der sich nicht als (objektgebundene) Aggression manifestiert, sondern vielmehr als „desobjektalisierende Funktion“, die all jene Kräfte ins Spiel bringt, die der Besetzung (des Objekts, des Selbst, des Affekts, des Denkens und sogar der Besetzung selbst) entgegenwirken und damit an der Auflösung der symbolisierenden Funktion des Seelischen arbeiten. Die „Funktion des Negativen", der „negative Narzißmus" wirkt so der integrativen Kraft der psychoanalytischen Arbeit entgegen. Folglich ändern sich Theorie und Technik der Analyse: der Analytiker nicht mehr als Außenstehender, der deutend Unbewußtes bewußt macht, sondern als Doppelgänger des Analysanden, der mittels seiner psychischen Funktion (seiner Gegenübertragung, die das Gesamt der auf die Analyse bezogenen psychischen Aktivität des Analytikers umfaßt) die (fehlende oder immer wieder zerstörte) symbolisierende Funktion vermittelt. Gehalten durch den Rahmen des analytischen Settings, das die Funktion des Dritten garantiert, erschaffen Analytiker und Analysand in der Arbeit am Widerstand der „desobjektalisierenden Funktion“ das „analytische Objekt“. Die Analyse als Doppel der Urszene setzt das strukturierende Gesetz der (verleugneten oder verworfenen) Urszene, daß es nämlich „die Bedingung des Menschen ist, immer schon zwei Objekte und niemals nur eines zu haben", wieder in Kraft und ermöglicht damit Symbolisierung