Im Geäder der Worte, Transfusion einer sensiblen Substanz – Zur Struktur und Funktion ästhetischer Mechanismen im psychoanalytischen Fallbericht - Jahrbuch der Psychoanalyse 73 (Fall und Form. Zur Ästhetik der Falldarstellung)

von: Sebastian Leikert, Angelika Ebrecht-Laermann; Elfriede Löchel; Bernd Nissen; Johannes Picht

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2016

ISBN: 0009410074203 , 22 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Im Geäder der Worte, Transfusion einer sensiblen Substanz – Zur Struktur und Funktion ästhetischer Mechanismen im psychoanalytischen Fallbericht - Jahrbuch der Psychoanalyse 73 (Fall und Form. Zur Ästhetik der Falldarstellung)


 

Der Autor zeigt, dass die Frage der ästhetischen Dimension der Falldarstellung ins Herz des psychoanalytischen Wissenschaftsbegriffs führt. Wenn Freud sagt, dass sich seine Fallstudien wie Novellen lesen, impliziert dies, dass der psychoanalytische Typus von Wissen nicht mit den Forschungsmethoden anderer wissenschaftlicher Felder gefunden werden kann. Weder Psychologie, mit ihren statistischen Methoden, noch Religion oder Philosophie versuchen, dem menschlichen Subjekt in seiner Einmaligkeit gerecht zu werden. Im Gegensatz dazu ist Kunst ausschließlich an Einzigartigkeit interessiert. Kunst und Psychoanalyse verwurzeln sich in dem gleichen emanzipatorischen ethischen Impuls und suchen die Einzigartigkeit des menschlichen Subjekts zu repräsentieren. Abgesehen von dieser ethischen Ausrichtung sucht die Fallgeschichte in zwei weiteren Momenten ästhetisch zu sein. Zunächst sucht sie die berichteten Vorgänge in einer lebhaften und anschaulichen Sprache zu schildern. Wie die Literatur lädt sie den Leser ein, ein ko-kreativer Teilnehmer der berichteten Szene zu werden. Dann bedeutet 'Aisthesis' im Griechischen 'Wahrnehmung'. Im Bereich des Ästhetischen wird Bedeutung durch die innere Organisation der Wahrnehmungsfiguren erreicht, so ist etwa Musik eine Organisation des akustischen Wahrnehmungsfeldes. Nonverbale, d. h. kinästhetische Dimensionen spielen im therapeutischen Geschehen eine bedeutsame Rolle und sollten im Fallbericht geschildert werden. Diese Überlegungen werden anhand einer Falldarstellung von Steven Knoblauch (2000), der die musikalische Dimension des therapeutischen Dialogs heraushebt, diskutiert.