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Das Problem der Scham - Jahrbuch der Psychoanalyse 13
Scham zeigt sich in drei Formen — als Angst über ein bevorstehendes (oder sich noch vertiefendes) Erlebnis des Verachtetwerdens, als ein komplexes Gefühl, das sich auf ein solches schon eingetretenes Ereignis bezieht und welches nun zu sühnen ist, und als Charakterhaltung, die in Form der Reaktionsbildung die beiden andern verhüten soll. Die Grundgefahr ist, als schwach angeschaut und mit Verachtung abgewiesen zu werden. Während Schuld das Objekt gegen Aggressionen schützt, wehrt Scham die Aufdeckung der Schwäche des Subjekts ab. Beide Affekte sind in ihrer Bipolarität (von Verurteiler und Verurteiltem) weitgehend internalisiert. Man schämt sich aber nicht nur für Eigenschaften (schwach, schmutzig, verstümmelt zu sein etc.), sondern auch für bestimmte Triebaktivitäten, die sich der Perzeptionen und des Selbstausdruckes bedienen. Da Voyeurismus und Exhibitionismus genital orientierte Spätformen darstellen, die weder der besonders in schwererer Psychopathologie vorzufindenden archaisch-globalen Natur dieser Teiltriebe noch deren aggressiv wie libidinös beschaffenen Triebkräften gerecht zu werden vermögen, werden sie durch die Begriffe »Theatophilie« (oder Skopophilie) und »Delophilie« ersetzt. Scham dient als spezifische Reaktionsbildung gegen beide Teiltriebe. Je konsequenter die Technik der Abwehranalyse durchgeführt wird, umso sorgfältiger muß die Überichanalyse erfolgen, und umso schärfer lassen sich Schamkonflikte von Schuldkonflikten, das Spektrum der Schamaffekte von dem der Schuldgefühle abgrenzen. Gründliche Schamanalyse ist mithin lediglich eine Sonderform durchgehender Abwehranalyse.
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