"""Ich gebe zu, daß diese Frage die heikelste der ganzen Psychoanalyse ist."" (Freud, 1918b) Karl Abrahams Beitrag zur Weiterentwicklung der psychoanalytischen Lehre" - Jahrbuch der Psychoanalyse 70 (Gewalt - Zerstörung - Transformation)

von: Gerhard Dahl, Angelika Ebrecht-Laermann; Elfriede Löchel; Bernd Nissen; Johannes Picht

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2015

ISBN: 0009410070210 , 32 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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"""Ich gebe zu, daß diese Frage die heikelste der ganzen Psychoanalyse ist."" (Freud, 1918b) Karl Abrahams Beitrag zur Weiterentwicklung der psychoanalytischen Lehre" - Jahrbuch der Psychoanalyse 70 (Gewalt - Zerstörung - Transformation)


 

Für die Neurosengenese hat Freud zu Beginn seiner Forschungen faktische Erinnerungen seiner ersten Patientinnen an tatsächliche sexuelle Verführung durch einen perversen Vater verantwortlich gemacht. Als empirische Fakten konnten solche traumatischen Ereignisse seinerzeit der Beweissicherung dienen und den wissenschaftlichen Charakter der Ableitungen unterstreichen. Allerdings muss Freud schon bald mit der Entdeckung der infantilen Sexualität und der Tatsache, dass auch die Fantasie traumatische Folgen haben kann, den Begriff der Sexualität von den Genitalien loslösen. Er entwickelt die wissenschaftliche Theorie einer Libido, deren sexuelle Energie im psychischen Apparat über ein ökonomisches Lustprinzip automatisch reguliert wird. Diese erste, die klassische Triebtheorie stößt mit ihrer unzulänglichen Konzeption der Oralerotik schon bald an die Grenzen des Wissenschaftsverständnisses seiner Zeit. Die heikle Frage der Unterscheidung von echten und lediglich fantasierten sexuellen Traumata aus einer frühen oralen Zeit kann Freud mit Hilfe der rationalistischen Theorie der Libido nicht lösen. Der Autor vertritt die Auffassung, dass Freuds frühe Verbindung zu Karl Abraham und dessen Ansichten über die destruktiven Aspekte der Oralität dazu beigetragen haben, dass eine Revision der Trieblehre für Freud schließlich unerlässlich wird. Die Rezeption seiner Spekulationen über ein "Jenseits des Lustprinzips" und die Weiterentwicklung seiner Theoriebildung durch Melanie Klein und die Postkleinianer fragt daher heute nicht mehr nach energetischen und ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der Psyche, sondern nach dem klinischen Nutzen und dem Arbeitswert einer psychoanalytischen Theorie, die schließlich auch eine Antwort auf die heikelste Frage der psychoanalytischen Lehre erlaubt.