Der Beitrag des Kindes zur eigenen psychischen Entwicklung. Kommentar zu H.-E. Richters »Die narzißtischen Projektionen der Eltern auf das Kind« - "Jahrbuch der Psychoanalyse 63 (Neue Medien)"

Ausgehend von heutigen Theorien, die die Komplexität der wechselseitig adaptiven und interaktiven Prozesse in der frühen Mutter-Kind-Beziehung betonen, untersucht die Autorin die klinischen Fallbeispiele, anhand derer H.-E. Richter zeigt, wie psychisch gestörte Eltern unter dem Druck eigener innerer Konflikte ihre Kinder als narzißtische Objekte mißbrauchen können. Die Autorin weist darauf hin, daß aufgrund der Berücksichtigung solcher Eltern-Kind-Interaktionen in der heutigen Zeit dem eigenen Beitrag des Kindes zu seiner Entwick lung größeres Gewicht beigemessen wird als zu der Zeit, in der Richters Arbeit entstand. Auf der Grundlage des von Richter vorgelegten klinischen Materials erwägt die Autorin mögliche alternative Lesarten, in denen die indi viduellen Reaktionen des Kindes stärker berücksichtigt werden. Diese Entwick lungen schmälern jedoch nach Auffassung der Autorin nicht den originellen Beitrag H.-E. Richters, durch den er die Aufmerksamkeit deutscher Leser erstmals auf die Auswirkungen der elterlichen Persönlichkeit auf die Entwicklung der Kinder lenkte.