Die Verleugnung der Realität - "Jahrbuch der Psychoanalyse 61 (50 Jahre ›Jahrbuch der Psychoanalyse‹)"

von: Carl Nedelmann, Claudia Frank; Ludger M. Hermanns; Elfriede Löchel

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2010

ISBN: 0009410061206 , 15 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Die Verleugnung der Realität - "Jahrbuch der Psychoanalyse 61 (50 Jahre ›Jahrbuch der Psychoanalyse‹)"


 

Die Verleugnung hat für die Ich-Funktionen und für die Konstitution des gesamten Ich eine große Bedeutung, aber in Fallberichten und theoretischen Abhandlungen findet man wenig davon. Der Grund dürfte darin liegen, daß mit der Frage nach der Verleugnung zwei weitere Fragen ins Spiel kommen: die Frage nach der Realität und die Frage nach der Wahrheit. Nach der Korrespondenztheorie ist die Wahrheit die Übereinstimmung mit der Realität. Nach dieser Theorie stehen sich Subjekt und Objekt gegenüber. Die Verwerfung der Korrespondenztheorie hat für Vieles blind und taub gemacht. Der moderne Wahrheitsbegriff, wonach die Wahrheit intersubjektiv konstruiert ist, zerstört die Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt. Die Zerstörung ist ein Akt der Verleugnung. Mag auch die Korrespondenztheorie als überholt gelten, so könnte sie doch ihre frühere Wertschätzung behalten. »Wenn wir aufhörten«, schrieb Richard Rorty, »kanonische Bücher der Philosophie zu lesen, uns wären die Kräfte weniger bewußt, die uns denken und sprechen lassen, wie wir es tun.«