Ein Hybrid-Nazi in Analyse - "Jahrbuch der Psychoanalyse 60 (Perversionen – Zur Theorie und Behandlungstechnik)"

Es wird aus der Analyse eines Mannes berichtet, der zum Beginn der Behandlung ebenso lapidar wie gehemmt über sich sagte, er sei ein Uniform-Fetischist. Im Verlauf der Analyse entpuppte sich diese Selbstzuschreibung als ein sexuelles Verhaftetsein an und Angewiesensein auf genau definierte Gesten und Grußformeln, auf textile Accessoires und Logos, die in der Nazi-Skinhead-Szene als Erkennungszeichen fungieren. Diese sexuelle Okkupation ging weit über die Grenze des Bereichs hinaus, den man gemeinhin – auch im psychoanalytischen Sprachgebrauch – als den sexuellen Bereich bezeichnet. Der phantasmatische Wunsch des Analysanden, »dazuzugehören«, war so stark, daß die perverse Szene gleichsam auf die Straße drängte, um dort im Modus des »Ich-bin-ein- Nazi-Skin« Anerkennung zu finden. Für die hier beschriebene Formation des zugleich echt und unecht, so und doch auch nicht so, wurde der Ausdruck Hybrid-Nazi gewählt.