Freud, Empfängnisverhütung, Sexualreform und Expressionismus. Zur frühen Rezeption der Psychoanalyse in Berlin (bis 1914) - "Jahrbuch der Psychoanalyse 58 (Neu- und Wiederentdeckungen zu Freud)"

von: Ulrike May, Claudia Frank; Ludger M. Hermanns; Elfriede Löchel

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2009

ISBN: 0009410058203 , 44 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's

Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Freud, Empfängnisverhütung, Sexualreform und Expressionismus. Zur frühen Rezeption der Psychoanalyse in Berlin (bis 1914) - "Jahrbuch der Psychoanalyse 58 (Neu- und Wiederentdeckungen zu Freud)"


 

Eine wenig bekannte Äußerung Freuds zur Frage der Empfängnisverhütung, die 1911 in der expressionistischen Literatur- und Kunstzeitschrift Der Sturm erschien, wurde zum Anlaß genommen, das Berliner Umfeld dieser Kleinstpublikation zu erkunden. Vier Berliner Zeitschriften aus den Jahren zwischen 1908 und 1914 wurden herangezogen: Der Sturm, Sexual-Probleme, Die Neue Generation und Pan. Es zeigte sich, daß Freuds Teilnahme an der Rundfrage des Sturm von 1911 in eine Zeit fiel, in der die Rezeption der Psychoanalyse in Berlin einen ersten Höhepunkt erreicht hatte. Freud und seine Schüler publizierten in den hier untersuchten Zeitschriften, psychoanalytische Texte erschienen in Nachdrucken und wurden rezensiert und diskutiert – mit Ausnahme des Sturm, in dem Freud und die Psychoanalyse bis 1914 nahezu nicht wahrgenommen wurden. Als Berliner Vermittler der Psychoanalyse fielen insbesondere der Schriftsteller und Kritiker Alfred Kerr sowie der junge Theodor Reik aus Wien auf. Die enge Verbindung zwischen Psychoanalyse, Sexualwissenschaft und Sexualreform in den Jahren um 1910-11 könnte spezifisch für Berlin sein, vielleicht auch die Rezeption durch Teile der expressionistischen Künstlerschaft. Des weiteren war in den vier untersuchten Zeitschriften in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine Distanzierung festzustellen, die, wie hier vermutet wird, auf die spürbarer gewordene Divergenz der Interessen und die zunehmende Selbständigkeit der Psychoanalyse von den wissenschaftlichen, kulturellen und subkulturellen Strömungen der damaligen Zeit zurückzuführen war.