Bemerkungen zur »Heilung«. Zur Geschichte und Semantik des Unbewußten eines Begriffs - Jahrbuch der Psychoanalyse 47

von: Elke Antonia Natorp-Husmann, Claudia Frank; Ludger M. Hermanns; Helmut Hinz

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2003

ISBN: 0009410047205 , 44 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Bemerkungen zur »Heilung«. Zur Geschichte und Semantik des Unbewußten eines Begriffs - Jahrbuch der Psychoanalyse 47


 

Begriffe sind phonemische und semantische, affektiv und kognitiv komplexe Vereinbarungen einer Sprach- und Kulturgemeinschaft im Wandel. Sie können in Interessenskämpfen vereinnahmt werden und politische ›Macht‹ bekommen, da sie sich als Träger unbewußter und vorbewußt-bewußter Semantiken zu vielfältigem Gebrauch anbieten. Die ›Heilung‹ ist einer dieser mehrschichtigen Begriffe, zugleich Behälter archaisch-regressiver und progressiver Phantasien des Unbewußten. Auf der Suche nach der Subjektivität und ihrer selbstheilenden Eigenveränderung bleibt die in der Psychoanalyse und Psychotherapie ausgetauschte implizite und explizite Hermeneutik an Konnotationen der ›concepts‹ der Sprachgemeinschaft gebunden. Im vorliegenden Beitrag wende ich mich dem Begriff ›Heilung‹ mit seiner dunklen und komplexen – magischen, mystischen, religiösen, charismatischen, politischen und antisemitischen – Hermeneutik zu. Das deutsche Psychotherapeutengesetz von 1998 bezieht den Begriff ›Heilung‹ bei gleichzeitiger Beschädigung psychoanalytischer ›essentials‹ ein und bietet sich an als ›ausgewählte transitorische Tatsache‹ für eine grundsätzlichere Diskussion des Begriffs anhand von Beispielen aus der Geschichte und des Alltags, aus Mythologie und Dichtung. Ein ›Aufklärungsbegriff‹ der Heilung auf der Grundlage von Annahmen Sigmund Freuds wird von vorwissenschaftlichen Konnotationen und deren unaufgeklärter Wirkungsmöglichkeit unterschieden. Inszenierungen von ›Heilung‹ können zum Stereotyp und Symptom der ›Wiederkehr des Verdrängten‹ werden und geben Einblick in einzelne Aspekte der facettenreichen Abwehrorganisation der Gesellschaft sowie in die Chancen eines komplexen, an die Sprache des Unbewußten gebundenen Begriffs der affektiv-kognitiven Veränderungsprozesse im Selbst- und Objektbereich.