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Käthe Kollwitz: Mutter mit totem Kind - Jahrbuch der Psychoanalyse 45
Ausgehend von einer ausgeprägt zwiespältigen Reaktion (Übertragungs-/Gegenübertragungsgefühle im erweiterten Sinn dieser Begriffe) auf bestimmte Bilder und Plastiken von Käthe Kollwitz untersucht die Autorin Kollwitz’ Werke zum Thema »Mutter mit totem Kind« und stellt sie in einen Zusammenhang mit der Lebensgeschichte der Künstlerin, soweit sie sich aus Briefen, Tagebüchern und anderen historischen Dokumenten erschließen läßt. Psychoanalytische Arbeiten zur transgenerationellen Transmission (J. Herzog), zu Störungen der Metaphorisierung in der zweiten Generation Traumatisierter des Holocaust (I. Grubrich- Simitis) und zum Thema der »Toten Mutter« (A. Green), also den Auswirkungen einer depressiven Mutter auf die Entwicklung ihres Kindes, werden zum Verständnis der Themenwahl und der Art ihrer Gestaltung durch die Künstlerin herangezogen. Das im Zentrum der Arbeit stehende Bild Frau mit totem Kind aus dem Jahre 1903, für das die Künstlerin ihren Sohn Peter als Modell wählte, wird als Visualisierung der konkretistisch inkorporativen Variante des IntrojektionsVorganges beschrieben, der durch den unerträglichen Schmerz über den Verlust einer geliebten Person ausgelöst wird. Schließlich werden - abgeleitet aus der eigenen zwiespältigen Reaktion der Autorin - Polarisierungstendenzen im Sinne einer Täter-Opfer-Dichotomie in manchen Publikationen über die Künstlerin und auch in ihren Werken untersucht.
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