Prosperos stürmischer Abschied. Die Problematik von Altern und Rückzug in Shakespeares letztem Schauspiel ›Der Sturm‹ - Jahrbuch der Psychoanalyse 45

von: Helmut H. Luft, Claudia Frank; Ludger M. Hermanns; Helmut Hinz

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2002

ISBN: 0009410045206 , 28 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Prosperos stürmischer Abschied. Die Problematik von Altern und Rückzug in Shakespeares letztem Schauspiel ›Der Sturm‹ - Jahrbuch der Psychoanalyse 45


 

Ausgehend von seinen klinischen Untersuchungen über spezifische Probleme älterer Menschen untersucht der Autor Shakespeares Abschieds-Stück Der Sturm auf entsprechende latente Bedeutungen. Die Metaphern des Sturms, des Schiffsuntergangs, des Kreislaufs der Elemente verweisen auf die Lebenskrise des Älterwerdens. Mit den Themen des biologischen und geistigen Abbaus, der Gebrechlichkeit, Vergänglichkeit sowie des Abschieds von Beruf, Macht und sozialem Einfluß hatte sich Shakespeare schon in früheren Komödien und Tragödien beschäftigt. Im Sturm wehrt Prospero zunächst die verschiedenen Bedrohungen durch Vermeidung, Verleugnung, Verkehrung ins Gegenteil, sowie durch grandiose narzißtische Phantasien von Allmacht und Unvergänglichkeit ab. Die Abwehrkonstrukte werden erschüttert, als in einer dramatischen Schlüsselszene Prospero sich seiner Vergänglichkeit bewußt wird. Die dramatische Wende führt zu einer Skala unterschiedlicher und widersprüchlicher Emotionen und Haltungen. Neben persistierenden Abwehrstrategien und der bekannten Milde und Vergebung kommt es zu einem Durchbruch der abgewehrten Gekränktheit, der Wut und der Rachewünsche. Nach dieser Katharsis werden progressive Veränderungen und die Anerkennung bestimmter ›facts of life‹ möglich. Die vom Autor beschriebenen spezifischen Aufgaben und Bedürfnisse in der Lebenskrise des Älterwerdens, wie Lebensrückblick, Auseinandersetzung mit früheren Identitäten, korrigierende Lebensbilanz, Schuldfrage und Wiedergutmachungswünsche, werden am Beispiel Prosperos in ihrer Konflikthaftigkeit und Ambivalenz dargestellt. Ihre Bedeutung für Shakespeares Lebens- und Schaffenskrise wie für die Krise dieser Lebensstufe überhaupt wird in diesem Abschiedsdrama erkennbar.