»Wenn ich tot wäre« - Jahrbuch der Psychoanalyse 44

von: Michel de M'Uzan, Friedrich-Wilhelm Eickhoff

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2002

ISBN: 0009410044206 , 16 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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»Wenn ich tot wäre« - Jahrbuch der Psychoanalyse 44


 

Der Autor untersucht ein psychisches Phänomen, das mit dem wiederholten flüchtigen Auftauchen des Gedankens „wenn ich tot wäre" einsetzt. Er bringt diese Vorstellung zunächst in Verbindung mit dem Kastrationskomplex, gegen den sich das Subjekt mit einer Unsterblichkeitsphantasie wehrt. Doch diese Aufklärung führt nicht zum Verschwinden des befremdenden Gedankenspiels, das zunehmend Gefühle von Unheimlichkeit, leichte Depersonalisationserscheinungen und Doppelgänger-Phantasien mit sich bringt. Die weitere Analyse legt einen Spaltungsprozeß nahe, in dem das Ich sich selbst davon zu überzeugen versucht, daß es nicht mehr am Leben sei, sondern nur ein Doppelgänger, dessen Urbild - das Subjekt selbst - verschwunden ist. An dieser Stelle ruft sich der Autor den immer wiederkehrenden Traum einer Patientin ins Gedächtnis, der eine narzißtische Bedrohung angesichts des realen körperlichen und seelischen Verfalls der Mutter der Träumerin in Szene setzte. Der Gedanke „wenn ich tot wäre", wird jetzt als Vorwegnahme der Inkorporations- und Indentifikationsbewegung im Rahmen eines Trauerprozesses verstanden. Sein plötzliches und befremdliches Auftauchen verweist auf das erigierte männliche Geschlecht, das zum selben Vorstellungskreis gehört wie der Doppelgänger und die Seele. So läßt sich der Gedanke „wenn ich tot wäre" als Versuch des Sohns verstehen, der Mutter-Imago den Phallus zu entziehen, als Antwort auf die mit einem enormen Beziehungshunger verbundene Sterbearbeit der real bedrohten Mutter. Den Begriff Sterbearbeit setzt der Autor in Kontrast zu gängigen Vorstellungen, denen zufolge der Sterbende libidinöse Besetzungen von den Objekten abzieht. Abschließend widmet sich der Autor der Verteilung von narzißtischer und Objektlibido innerhalb und außerhalb des Ich und kommt zu dem Schluß, daß das „ich" der Alltagssprache sich irgendwo zwischen dem Ich als psychoanalytischer Instanz und dem immer auch narzißtisch besetzten Objekt bewegt.