Freud und Wittgenstein – Eine asymmetrische Beziehung? - Jahrbuch der Psychoanalyse 44

von: Rudolf Bensch, Friedrich-Wilhelm Eickhoff

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2002

ISBN: 0009410044207 , 33 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Freud und Wittgenstein – Eine asymmetrische Beziehung? - Jahrbuch der Psychoanalyse 44


 

Sigmund Freud hat zwar etwa 1 Jahr lang Margarethe Stonborough-Wittgenstein, die Schwester des Philosophen Ludwig Wittgenstein, analysiert und war auch danach bis an sein Lebensende mit ihr befreundet, doch hat er sich - nach Wissen des Autors der vorliegenden Arbeit - niemals zu den Thesen dieses Philosophen geäußert, welcher das Denken des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflußte. Freuds Einstellung zur Philosophie war insgesamt sehr zwiespältig. Ludwig Wittgenstein hingegen hat durch Jahre hindurch sich immer wieder mit der Psychoanalyse Freuds beschäftigt - oft sehr kritisch, dabei aber immer anerkennend, daß dieser ein Psychologe sei, „der etwas zu sagen hat". Trotz dieser Asymmetrie in der Beziehung Freud-Wittgenstein scheint es eine wichtige Gemeinsamkeit beider Denker zu geben. Von vielen wird nämlich Wittgenstein in seiner „Spätphilosophie" charakterisiert als Therapeut derer, welche heillos in philosophische Probleme verstrickt sind, was nach Wittgenstein für alle abendländischen Philosophen vor ihm gilt. Wittgenstein selbst hat sich oft in diesem Sinne als einen Therapeuten bezeichnet. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, eine Antwort darauf zu geben, worin die Therapie in Wittgensteins „Spätphilosophie" besteht. Es wird behauptet, daß dies vor allem durch einen Wechsel der Sichtweise („Gestaltwechsel") geschieht. Dies wird ausführlich an einem Beispiel demonstriert. Es wird weiter behauptet, daß der Aspektwechsel auch in Freuds Werk und seiner Interpretation von Träumen, Fehlleistungen usw., ja des menschlichen Fühlens, Denkens und Verhaltens überhaupt, eine zentrale Rolle spielt. Diese These wird ebenfalls an Beispielen deutlich gemacht. Schließlich kommen aber auch die Unterschiede zwischen Freud und Wittgenstein in der genannten Einsicht zur Sprache.