Die postmoderne Psychoanalyse - Jahrbuch der Psychoanalyse 43

von: Arnold Goldberg, Friedrich-Wilhelm Eickhoff

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2001

ISBN: 0009410043203 , 12 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Die postmoderne Psychoanalyse - Jahrbuch der Psychoanalyse 43


 

Die Psychoanalyse basiert auf Verständnis; nicht dem lockeren Verständnis von Beziehungen, die je nach Verständigungsgrad gedeihen, sondern einem tieferen Verständnis, wie es durch die Komplexität der Übertragung und des Unbewußten bedingt ist. Für diese Art von Verständnis sind Bequemlichkeit und Übereinstimmung zweitrangig. Zweifellos war Freud der Ansicht, er könne dieses Verständnis durch die von ihm angewandte Technik und Bedingungen, oder anders formuliert, durch die Methode erzielen, die seiner Ansicht nach am besten geeignet war, den wünschenswerten Zustand der Übertragung zu erreichen. Viele Analytiker waren derselben Meinung, und die Erkenntnisse, die aus dieser Tradition resultieren, sind keinesfalls zu ignorieren. Jedoch besteht ebenfalls kein Zweifel, daß es anderen Analytikern gelingt, dieses Verständnis unter anderen Voraussetzungen zu evozieren. Erfordert die Methode in diesem Fall nachhaltige Empathie vonseiten des Analytikers, dann ist jenen Bedingungen Beachtung zu schenken, die sowohl den Patienten als auch den Analytiker in die Lage versetzen, dieses Ziel zu erreichen. Hält man andere Formen der Datengewinnung für unerläßlich, sind wiederum sowohl der Patient als auch der Analytiker in diesen Prozeß involviert. Da sich die Menschen in ihrer Persönlichkeit als auch ihrer pathologischen Struktur unterscheiden, scheint es töricht zu sein, Freuds Tradition auf alle anwenden zu wollen. Gleichermaßen töricht scheint die Behauptung zu sein, es gebe überhaupt nichts, was auf alles zutreffen müsse. Ziel ist daher nicht, einen intersubjektiven Zustand der Übereinstimmung zu erreichen, sondern einen Zustand, der die optimale Analyse einer Person durch eine andere gestattet. Vereinfacht ausgedrückt: man tut das Richtige, solange man versteht, was man tut. Dafür ist es nötig, alles im Zusammenhang mit dem spezifisch Metanarrativ und dessen spezifischen Regeln zu betrachten und es einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen. Und nichts ist dagegen gefeit, Gegenstand eines derart angestrebten Verständnisses zu sein.