Der Konflikt zwischen Aufklärung und Romantik im Spiegel der Geschichte der Psychoanalyse - Jahrbuch der Psychoanalyse 42

von: Martin S. Bergmann, Friedrich-Wilhelm Eickhoff

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2000

ISBN: 0009410042204 , 31 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Der Konflikt zwischen Aufklärung und Romantik im Spiegel der Geschichte der Psychoanalyse - Jahrbuch der Psychoanalyse 42


 

Der Autor widmet seine Karl Abraham-Vorlesung der Frage, in welchem Maße die große Auseinandersetzung zwischen zwei philosophischen Traditionen - der aufklärerischen und der romantischen - die Geschichte der Psychoanalyse mitgeprägt hat. Er hält es für unwahrscheinlich, daß die Psychoanalyse an einem anderen Punkt als dem der Kreuzung von Vernunftphilosophie und Romantik hätte entstehen können, ohne auf eine der beiden Seiten zu gehören. Freud als Schöpfer, nicht Entdecker der Psychoanalyse, habe sich als Mensch zur Romantik hingezogen gefühlt, aber als Denker der Aufklärung die Treue gehalten und zumal in der Entwicklung der Metapsychologie und im Entwurf eine naturwissenschaftliche Psychologie angestrebt. In der Traumdeutung ist die fruchtbare Spannung zwischen dem Interesse am Irrationalen, dem Herzstück der romantischen Philosophie, und dem aufklärerischen Glauben, es gebe nur eine einzige, mit rationalen Methoden auffindbare Wahrheit, und der Kampf zwischen Romantik und Aufklärung in Freuds eigenem Inneren am klarsten erkennbar. Thomas Manns und Madeleines und Henry Vermorels Verteidigung dieser Dialektik wird ausführlich gewürdigt. Als unvereinbar mit der Philosophie der Aufklärung sieht der Autor Freuds Forderung nach der Analyse des Analytikers, um ihn gegen die Macht des Irrationalen zu immunisieren. Ein Kapitel geht dem Einfluß Schopenhauers und Nietzsches in der Ahnenreihe der Psychoanalyse und dem Versuch C. G. Jungs, die Psychoanalyse in einen dionysischen Kult zu verwandeln, schließlich der Debatte um die Übereinstimmung zwischen Nietzsche und Freud unter dem Aspekt des dämonischen' nach. Die später als hinderlich angesehenen mit der Spiegel- und Chirurgen-Metapher erläuterten technischen Empfehlungen werden im Zusammenhang mit der Sicherung des Wissenschaftsstatus der Psychoanalyse erläutert. In der Freud-Ferenczi-Debatte um Einsicht versus Erlebnis und in den späten kulturtheoretischen Schriften sieht der Autor weitere Gestalten des Konflikts zwischen Aufklärung und Romantik. Nachdem Melanie Klein und Heinz Hartmann durch den Autor in seiner Unterscheidung von Erweiterern, Veränderern und Häretikern als den drei Typen von kreativen Analytikern als erste große Veränderer dargestellt worden sind, widmet er in der Karl Abraham-Vorlesung den revolutionären Gedanken Hans Loewalds, George Kleins Kritik an der Metapsycholgie, Heinz Kohuts Einwänden gegen Freuds Wissenschaftsphilosophie und Donald W. Winnicotts Arbeit, besonders über Ubergangsphänomene, als jenen Veränderern, die die Psychoanalyse näher an die Romantik herangerückt haben, besondere Aufmerksamkeit. Nachdem die Auseinandersetzung zwischen Aufklärung und Romantik in der Gegenwart an Bedeutung verloren hat, haben wir heute die Auswirkungen der sozialen Katastrophe, der des Nationalsozialismus als äußerster Perversion der Romantik und der des Kommunismus als äußerster Perversion der aufklärerischen Ideen der Französischen Revolution, auf die Psyche derer, auf die sie hereinbricht, zu bewältigen.