Bions Beitrag zu einer psychoanalytischen Theorie der Emotionen - Jahrbuch der Psychoanalyse 38

von: Johann-Peter Haas, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Hermann Beland; Ilse Grubrich-Simitis; Ludger M. Herm

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1997

ISBN: 0009410038210 , 57 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Bions Beitrag zu einer psychoanalytischen Theorie der Emotionen - Jahrbuch der Psychoanalyse 38


 

Dadurch, daß der Autor zunächst Bions Denktheorie und dann auch sein weiteres Werk unter affekttheoretischem Blickwinkel untersucht, gelangt er zu der Auffassung, daß Bions Formulierungen über die Entstehung und Funktion der emotionalen Erfahrung eine für die Psychoanalyse so dringend erforderliche Beobachtungstheorie der Emotionen impliziert. Nach einem Abriß der verschiedenen Phasen der Freudschen Affekttheorie wird die Hypothese vertreten, daß Bion mit seiner Transformationstheorie der Emotionen einen Ansatz schuf, der den komplizierten Dualismus der bisherigen psychoanalytischen Affekttheorien in befriedigender Weise zu überbrücken vermag. Vor dem kurz skizzierten Hintergrund der spezifischen Auffassungen M. Kleins über die zentrale Bedeutung der Affekte für das leib-seelische Wachstum des Menschen wird dann Bions Konzept der »emotionalen Erfahrung« entwickelt. Diese läßt sich als eine Prozeßtheorie der Emotionen formulieren, da sie sich letztlich aus zwei basalen Prozeßmechanismen aufbaut, und zwar einem, der die emotionale Erfahrung nach dem Container-Contained-Modell initiiert, und einem, der sie nach Bions Ps-D-Modell mediiert. Mit Hilfe eines Rasters (Grid), das Bion ursprünglich dazu benutzte, die verschiedenen Entwicklungsstufen eines Gedankens darzustellen, versucht der Verfasser eine progressiv-transformatorische Entwicklungsreihe von Affekten und Gefühlen zu entwerfen, die von dem phantasmatisch-gestaltlosen Rohmaterial der Emotionen bis zu ihren sublimsten Ausdrucksformen und differenziertesten symbolischen Repräsentationen reicht. Des weiteren wird nachgezeichnet, wie die jeweiligen Prozeßmechanismen der emotionalen Erfahrung arbeiten, wenn sie z. B. unter die Herrschaft des Lebens- oder Todestriebes geraten. Zentral stehen dabei die Begriffe der krisenhaften »Transformation« bzw. der ›catastrophic change‹, ohne die kein psychisches Wachstum möglich ist, und die gegen sie gerichteten Abwehrmechanismen, von denen Bion einige besonders luzide herausgearbeitet hat (z. B. ›reversible perspective‹). Im letzten Teil der Arbeit ist eine Behandlungssequenz beschrieben, die nachzeichnet, mit welchen Mitteln ein Patient eine katastrophische Veränderung (›catastrophic change‹), zunächst abwehrte, es ihm dann aber im Laufe der analytischen Behandlung gelang, eine Transformation von untolerierbaren Affekten, die aus einem infantilen Trauma gespeist wurden, zu »verdaulichen« Gefühlen zustande zu bringen.