Das Verstehen des Analytikers und die Bedeutung des »kulturellen Raumes« (Parin) bei Patienten der Zweiten Generation - Jahrbuch der Psychoanalyse 35

von: Ellen Reinke, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Ilse Grubrich-Simitis; Ludg

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1996

ISBN: 0009410035206 , 22 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Das Verstehen des Analytikers und die Bedeutung des »kulturellen Raumes« (Parin) bei Patienten der Zweiten Generation - Jahrbuch der Psychoanalyse 35


 

Die vorliegende Arbeit greift inhaltlich Freuds Konzept der ,Gefühlserbschaft’ auf, und zwar in bezug auf das Erbe des Nationalsozialismus bei Deutschen der sog. »Zweiten Generation«. Es wird vorgeschlagen, die Zugangs- und Umgangsmöglichkeiten des Patienten im Hinblick auf einen ,kulturellen Raum’ (Parin) als Hilfe zum Verstehen des Patienten zu betrachten ,Gefühlserbschaft’ wird nicht als tragisches Erbe, sondern als Konflikt gesehen, mit tiefen unbewußten, oft entlehnten Schuldgefühlen. Es geht um die Möglichkeiten des Individuums, zur Darstellung seiner Konflikte und Traumatisierungen in der sozialen und kulturellen Umgebung einen Raum vorzufinden, der »zwischen den Individuen und ihrer Umgebung liegt.« (Parin) Dort ist es ihm möglich, Erfahrungen zu machen, die ihm den Umgang mit den Gefühlen der Schuld, der Scham, Ohnmacht und Verzweiflung erst einmal erlauben. Es sind dies die Gefühle, die seinem Erleben und dem Bewußtsein unzugänglich wären, solange er auf den familialen Raum allein und/oder die Manipulationen der Gesellschaft angewiesen blieb. Als Beispiel wird von Erfahrungen in der Arbeit mit Patientinnen berichtet, bei denen die Fähigkeit zur Mütterlichkeit (Rosenkötter) aufgrund unbewußter Schuldgefühle im Zusammenhang mit der Lebensvernichtungspolitik im Nationalsozialismus spezifisch gestört ist. Der Adoleszenz wird in diesem Zusammenhang als ,zweite Chance’ (Eissler) Beachtung geschenkt. Auf einige Beispiele kulturellen Raumes’ in Deutschland nach dem Kriege wird hingewiesen.