Außen und Innen, Männlich und Weiblich (II) - Jahrbuch der Psychoanalyse 32

von: Judith S. Kestenberg, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Ludger M. Hermanns

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1994

ISBN: 0009410032202 , 34 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Außen und Innen, Männlich und Weiblich (II) - Jahrbuch der Psychoanalyse 32


 

Die Analysen von Kindern und Erwachsenen zeigen die Hindernisse auf, die der Entwicklung einer Orientierung nach außen bei Männern und einer Orientierung nach innen bei Frauen entgegenstehen. Beide Geschlechter fürchten die Zerstörung ihres Inneren, wobei diese eher archaische Form von Kastrationskomplex für Frauen typisch ist. Es scheint zwei innergenitale Stufen der Entwicklung zu geben, bei denen die angsterweckenden innergenitalen Impulse eine Reorganisation prägenitaler, innergenitaler und außengenitaler Triebkomponenten initiieren. Die erste innergenitale Stufe endet mit der Unterordnung aller Triebkomponenten unter phallische Dominanz. Die zweite innergenitale Stufe in der Vorpubertät führt zur Integration aller Triebkomponenten, einschließlich der phallischen, die ein geschlechtsspezifisches Genitalprimat, das mit dem Beginn der biologischen Pubertät zusammenfällt. Die Genitalorganisation des Erwachsenen kann nur erreicht werden, wenn die Rolle der inneren Genitalorgane für Koitus und Reproduktion akzeptiert wird. Die Tendenz zur Externalisierung in der Entwicklung, die beiden Geschlechtern gemeinsam ist, unterstützt die Realitätsanpassung und erleichtert die Bildung psychischer Strukturen auf Kosten der Sexualisierung der inneren Genitalorgane. Und gerade diese Tendenz verschleiert und verzögert die Entwicklungsschritte, die die Annahme der Vagina als primäre erogene Zone der erwachsenen Frau vorbereiten. Während der gesamten Entwicklung braucht das Mädchen äußere Objekte, die seine innergenitalen Spannungen mildern. Um ihre Angst vor dem Verlust des «Inneren» wirklich zu überwinden, braucht die Frau den Mann: Er muß sie vor der Gefahr der Ich-Auflösung schützen, die durch den Verlust des Realitätskontaktes auf dem Höhepunkt der orgastischen Erfahrung repräsentiert wird. Die Analyse kann den Mann von den Ängsten und Abwehrhaltungen befreien, die es verhindern, daß er seine Rolle als «Lehrer» und «Organisator» der weiblichen Sexualität einnimmt. Frauen kann die Analyse von defensiver Vermännlichung befreien, die die Externalisierung, Verleugnung und Verdrängung der Vagina aufrechterhält, und die Besetzung vaginaler Erregung verhindert. Die Analyse kann Frauen lernfähig machen, aber sie kann sie nicht lehren. Die ganze Fähigkeit zu orgastischem Erleben entwickelt die Frau nur dann, wenn der Mann ihr helfen kann, sie zu erreichen.