Variable und invariante Objektbeziehungen im psychoanalytischen Prozeß - Jahrbuch der Psychoanalyse 28

von: Wolfgang Loch, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Edeltrud Meistermann-Seege

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1991

ISBN: 0009410028201 , 41 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Variable und invariante Objektbeziehungen im psychoanalytischen Prozeß - Jahrbuch der Psychoanalyse 28


 

I. Unter Objektbeziehungen werden (a) die emotional-affektiven und conativ-kognitiven Beziehungen zwischen Analysand und Analytiker verstanden sowie (b) diejenigen Relationen, die der Analysand zu seinen „inneren" Objekten (Gedanken, Wünschen, Imagines etc.) unterhält, welche ihrerseits in Interaktionen zwischen ihm und seinen äußeren Objekten im Verlauf seiner psychogenetischen Entwicklung zur Manifestation kommen und die unter den Bedingungen der psychoanalytischen Situation externalisiert werden. II. Werden die das psychoanalytische Geschehen konstituierenden Phänomene Übertragung und Gegenübertragung erläutert und deren verschiedene Modalitäten beschrieben. III. Eine Untersuchung des psychoanalytischen Umgangs mit Übertragung und Gegenübertragung läßt uns erkennen, daß es sich dabei um die ,Vernichtung' (S. Freud) je spezifischer Objektbeziehungen und also auch um Objektverluste handelt, die über den Mechanismus der doppelten Negation zustande kommt. Auf diese Weise resultieren die genannten Übertragungs- und Gegenübertragungsmodalitäten, weshalb hier von variablen Objektbeziehungen gesprochen werden darf. Dies Geschehen ist für die Psychoanalyse spezifisch. In ihm haben wir die entscheidende Bedingung des psychoanalytischen Prozesses und der psychoanalytischen Therapie zu sehen. IV. Invariante Objektbeziehungen sind: 1. die Beziehung zum fiktiven Normal-Ich 2. die unanstößige, zielgehemmte Übertragungsform 3. die UrÜbertragung 4. die anaklitisch-diatrophische Übertragung 5. die faktische Realität der Dialogpartner, die jeweils eine Identität der Nicht-Identität darstellt 6. der Vertex Glaube Alle diese Beziehungsformen bedingen sich, wie auch Übertragung und Gegenübertragung, wechselseitig. Ihre Invarianz gründet in der Unmöglichkeit, sie mittels Interpretation aufzuheben. Allein zu denken, sie würden interpretiert, bedeutet, sie als bereits gegeben zu setzen. V. In einem Exkurs wird die Interdependenz der Faktoren Urobjekt primäre Identifikation - Schmerz - Widerspruch - Sprache – Schein herausgearbeitet. Hegel folgend wird auf die unüberbrückbare Kluft zwischen Sein und Sprache hingewiesen und im Anschluß an Nietzsche der Abwehrcharakter des Scheins hervorgehoben. Freuds Verknüpfung der Sach- und Wortvorstellungen mittels Triebbesetzungen kann, so die Hypothese des Verfassers, als Versuch verstanden werden, die Kluft zwischen Sachen (Dingen) und Worten (Zeichen) zu überbrücken. Es darf aber nicht übersehen werden, daß wir letztlich, auch wenn diese Verknüpfung gelingt, immer wieder nur Worte und Zeichen besitzen. Dies gilt auch von „gelungenen Deutungen", so daß die imaginierte feste, unwandelbare Substanz, Produkt unserer Sehnsucht nach Dauer, nie sagbar' ist. Sie bleibt wort-, sie ist zeichenlos, man kann also immer wieder nur feststellen, Worte und Zeichen sind alles, was wir ‚haben‘. Damit ist nicht gesagt, daß wir nicht anderes ,sind‘ d.h. lebend existieren. VI. Erfolgen Erläuterungen zum „Vertex Glauben" (W.R. Bion). In ihm sehen wir eine umgreifende Invariante und eine Vorgabe für jede psychische Entwicklung. VII. Nachdem - insbesondere unter Hinweis auf Bions Transformationen des „O" - auf die unerhörte, verborgene schöpferische Kraft der Intuition, der ,Einbildungskraft4 hingewiesen wurde, wird betont, daß es des „dianoetischen Denkens" (des logon didonai) bedarf, um Erfahrungen nachprüfbar zu machen und ihre wechselseitige Verknüpfung aufzuzeigen, ohne die sie keine feste Verankerung weder im Lebensprozeß noch im Sprachspiel finden. Eine solche Verankerung ist absolut erforderlich,denn ohne sie, ohne Konsens und Kohärenz über Zeichen, Worte und Begriffe wäre kein Leben in Gemeinschaft zu führen, auf das wir unabdingbar angewiesen sind. Schließlich wird der Auffassung Ausdruck verliehen, daß es immer der Begegnung von (zumindest) zwei Unbewußten bedarf, damit eine Gefühlslage zustande kommt, die einen neuen Akt der Transformation in ein Zeichen erzwingt, wobei wir hoffen, diese würde zu einem positiven Wissen führen, das eine konstruktive Erweiterung unserer Realität erzeugt und ineins damit eine differenzierte Formwerdung der Seele hervorrufe.