Frühe Zerfallserscheinungen des bürgerlichen Selbst - Jahrbuch der Psychoanalyse 23

von: Rüdiger Scholz, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Edeltrud Meistermann-Seeg

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1988

ISBN: 0009410023209 , 29 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Frühe Zerfallserscheinungen des bürgerlichen Selbst - Jahrbuch der Psychoanalyse 23


 

Eisslers These, die neue Lyriksprache des Sturm und Drang-Goethe basiere auf schizophrenen Prozessen, wird ausgeweitet zu der Frage, ob die Bedrohung des Selbst durch Auflösung und Fragmentierung nicht von Anfang an zentrales Thema bürgerlicher Weltliteratur ist. Werther, Faust, Hamlet, Büchners Dramenhelden und insbesondere das Liebespaar Julie/St. Preux in Rousseaus Roman Die neue Heloise belegen den Vorrang narzißtischer Symptomatologie, zu der sich ödipale Konflikte funktional als Abwehr des drohenden Zerfalls des Selbst verhalten. Die ungeheure Nachwirkung solcher Leitfiguren bürgerlicher Identität über Generationen hin läßt vermuten, daß auch in der Realität Bourgeois wie Bürger von narzißtischen Persönlichkeitsstörungen bedroht sind, deren Ursache in der Stellung der Individuen im Kapitalismus liegt. Die Erkenntnisse der Narzißmus- und Schizophrenieforschung werden das bisherige Bild der Geschichte der Literatur wie der Sozialpsychologie, das bislang von der Abfolge von ödipalen und narzißtischen Phänomenen ausgeht, verändern.