Fähigkeiten und die »Bedingung alternativer Möglichkeiten« - Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 36.2

Der Gedanke, dass nur das geschehen kann, was tatsächlich geschieht (Determinismus), scheint unvereinbar mit dem Gedanken zu sein, dass eine Person anders handeln und entscheiden kann, als sie es tatsächlich tut. Sollte das »Anders-handeln-Können« eine notwendige Bedingung für Freiheit sein, wären Freiheit und Determinismus anscheinend inkompatibel. Eine verbreitete Strategie kompatibilistischer Freiheitstheorien, der sich auch Ansgar Beckermann in Gehirn, Ich, Freiheit (2008) bedient, versucht den Anschein der Unvereinbarkeit der beiden Gedanken durch den Hinweis auf eine Mehrdeutigkeit des Verbs »können« zu zerstreuen. Die These ist, dass »können« im ersten Fall die Möglichkeit zum Ausdruck bringt, dass ein Ereignis stattfindet, im zweiten Fall die Fähigkeit einer Person, etwas zu tun. Es wird gezeigt, dass diese Strategie in Schwierigkeiten gerät, weil »können« zwar tatsächlich diese beiden Bedeutungen hat, der Bezug auf Fähigkeiten aber nicht dazu geeignet ist, die »Bedingung alternativer Möglichkeiten« zu explizieren.