Gibt es Pflichten gegen sich selbst? - Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 30.1

Gibt es Pflichten gegen sich selbst? - Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 30.1

von: Achim Lohmar, Tilman Borsche

frommann-holzboog Verlag AZP, 2005

ISBN: 9103001204000 , 19 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's

Preis: 19,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Gibt es Pflichten gegen sich selbst? - Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 30.1


 

Ob es ausschließlich Pflichten gegen andere oder ob es auch Pflichten gegen sich selbst gibt, macht einen tiefen Unterschied für unser gesamtes Verständnis der Moral. Pflichten gegen sich selbst sind nicht durch einen besonderen Gehalt, sondern als Pflichten definiert, bei denen das Subjekt und der Adressat der Pflicht miteinander identisch sind. Wenn es Pflichten dieser Art gibt, dann würde eine Person ihnen auch dann unterliegen, wenn es überhaupt keine anderen Personen außer ihr gäbe. Jede Ethik, die Pflichten gegen sich selbst zulässt, muss daher eine strikte Vorrangigkeit solcher Pflichten behaupten. So hat Kant die Auffassung vertreten, dass es Pflichten gegen andere nur dann geben kann, wenn es auch Pflichten gegen sich selbst gibt. Eine genaue Untersuchung von Kants Argumentation zeigt jedoch, dass diese Auffassung unbegründet ist. Darüber hinaus lässt sich aber auch zeigen, dass der Begriff einer Pflicht gegen sich selbst inkohärent ist und dass es solche Pflichten folglich nicht geben kann. Dieses Ergebnis erzwingt indes nicht unbedingt eine Revision unserer moralischen Überzeugungen, da sich angebliche Pflichten gegen sich selbst als Pflichten gegen andere konstruieren lassen.