»Deutschland« und »die Deutschen«: Agieren von Phantasien und deren Entdeckung in der Selbstanalyse - Jahrbuch der Psychoanalyse 20

Meine grundsätzliche Absicht in der vorliegenden Arbeit ist der Versuch, mit anderen Analytikern einige Details meiner Methoden der Selbstanalyse und einige ihrer Funktionen für mich zu teilen, um auf diesem Wege die Diskussion über das weitgehend vernachlässigte Thema der Selbstanalyse zu eröffnen. Im besonderen verfolge ich die Absicht, einige der Wege und Methoden zu zeigen, durch die ich, tief in mir, Ursprünge vorurteilsgeladener und stereotyper Entwertungen und Idealisierungen erreichte, die sich auf starke ambivalente Gefühle gegenüber »allem Deutschen« gründeten, und schließlich einige der inneren Veränderungen aufzuzeigen, die durch diese Entdeckungen gefördert wurden. Mit Hilfe der Selbstanalyse erreichte ich einige unbewußte Phantasien über mein inneres »Deutschland« und »die Deutschen«, und im Hinblick auf das Agieren, zu dem sie führten. Diese Phantasien bezogen sich auf »gute« und »böse« Aspekte signifikanter Personen aus meinem frühen Leben. Während des vorgestellten Stücks Selbstanalyse wechselten die bewußten Objekte meiner Assoziationen hin und her, zwischen diesen verinnerlichten Objekten und »Deutschland« und »den Deutschen«. Deutschland und die Deutschen werden besonders leicht in einer solchen undifferenzierten Weise gesehen. Ich schließe deshalb, daß spezifische Wege, die zu Entdeckungen wie den meinigen führen, immer idiosynkratisch und persönlich sind, aber immer den Weg zu allgemeinen Implikationen eröffnen.