Realität als Problem der psychoanalytischen Erkenntnistheorie. Kritische Überlegungen auf Grund direkter Kinderbeobachtung - Jahrbuch der Psychoanalyse 16

Es handelt sich um eine Analyse der wichtigen epistemologischen Linien der gegenwärtigen Psychoanalyse. Besondere Aufmerksamkeit wird der Rolle des naturwissenschaftlichen Modells und seinem dialektischen Wechselspiel mit dem hermeneutischen Modell in Freuds Denken gewidmet. Im Rahmen der relativ neuen Entwicklung wird das intersubjektive Modell erörtert. Eines der Konzepte, die die radikalsten Veränderungen in verschiedenen psychoanalytischen Strömungen sichtbar gemacht haben, ist das der Realität. Während die Naturwissenschaften versuchen, die physische, äußere Realität zu erfassen (Traumata, Ereignisse, die »wirkliche Umwelt«), hat es in der Psychoanalyse eine Tendenz gegeben, diesen Begriff der Realität zu verlassen, um sich mehr auf innere, psychische (und subjektive) Realität zu konzentrieren. Es scheint, daß ein dynamisches Wechselspiel zwischen der Rolle der historischen und der subjektiven Realität das Freudsche Erbe am besten zu erhalten vermag.