Sigmund Freud und die kathartische Methode Joseph Breuers - Jahrbuch der Psychoanalyse 15

von: Johann Georg Reicheneder, Hermann Beland, Friedrich-Wilhelm Eickhoff, Wolfgang Loch, Edeltrud Meiste

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1983

ISBN: 0009410015208 , 22 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Sigmund Freud und die kathartische Methode Joseph Breuers - Jahrbuch der Psychoanalyse 15


 

Sowohl von Freud als auch von anderen Autoren in seiner Nachfolge wird die sogenannte ,kathartische Methode* J. Breuers als der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Psychoanalyse als Therapie genannt. Bei genauerer Untersuchung erweist sich diese Auffassung als weitgehend unzutreffend; der konkrete Prozeß der Herausformung des spezifischen psychoanalytischen Verfahrens, der hier allein berücksichtigt ist, verläuft vielmehr annähernd zehn Jahre lang ohne Anleitung durch die praktischen Erfahrungen der Behandlung der Anna O. durch Breuer. Zu den Erkenntnissen Breuers stellt Freud einen Anschluß erst her, nachdem sich im Zuge des Gebrauchs verschiedener therapeutischer Verfahren, insbesondere dem der Schule H. Bernheims (Nancy), Berührungspunkte mit der Breuer’schen Therapie der Anna O. ergaben. Mit der Veränderung der therapeutischen Praxis unter Anleitung durch die Symptome wurde gleichzeitig ein adäquateres Verständnis über dieselben hergestellt. Die Bezeichnung der Behandlung der Anna O. als ,kathartisch’ wirksam stellt eine Einordnung dar aus der Perspektive eines avancierten theoretischen Verständnisses der Hysterie, das frühestens mit der Formulierung der ,Vorläufigen Mitteilung* aus dem Jahr 1893 in seinen Grundzügen vorlag. Die Bedeutung, die Freud selbst dieser Behandlung für die Entwicklung der Psychoanalyse zuweist, ist historisch durch seine eigenen Schriften nicht zu stützen; dies weist hin auf ein verkürztes Verständnis seines eigenen Forschungsprozesses, mit dem zugleich einige wissenschaftstheoretisch bedeutsame Wurzeln der Psychoanalyse abgeschnitten worden sein dürften.