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Zur ethischen Grundlegung der Abstinenz - Jahrbuch der Psychoanalyse 69 (Fehler und Fehlleistungen)
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Zur ethischen Grundlegung der Abstinenz - Jahrbuch der Psychoanalyse 69 (Fehler und Fehlleistungen)
Von dem ethischen Verbot der Ausbeutung von Abhängigkeit, das für alle Heilberufe gilt, lässt sich eine speziell psychoanalytische Abstinenz absetzen, die Übertragung und deren Durcharbeiten ermöglichen soll. Diese ist jedoch ebenfalls ethisch bestimmt: Ihre Ethik ergibt sich aus dem ›Sollen‹ der Psychoanalyse. Dessen Verwurzelung in der neuzeitlichen Subjektphilosophie Kants stehen Nietzsches Entlarvung der metaphysischen Grundbestimmung des Subjekts als verkappte Wertsetzung und ein über das Individuum hinaus reichender Begriff des Lebens gegenüber, mit dem sich Freud in Jenseits des Lustprinzips auseinandersetzt. Während das klassische Abstinenzgebot, auf das Lustprinzip bezogen, Individuation und binäre Logik durchsetzt, ist ›jenseits des Lustprinzips‹ eine Ethik zu skizzieren, die nicht mehr binär an Subjekt und Objekt, Gut und Böse, Wahr und Falsch, sondern an der Ermöglichung des Neuen orientiert ist. Als Abstinenz erschiene dann auch der Verzicht auf die Fiktion, dass Konzepte und technische Regeln Gewissheit und Konstanz gewährleisten.
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