Invidia – der Neid. Eine Psychoanalytikerin liest eine Episode aus Ovids ›Metamorphosen‹ - "Jahrbuch der Psychoanalyse 58 (Neu- und Wiederentdeckungen zu Freud)"

von: Helga Wildberger; Jula Wildberger, Claudia Frank; Ludger M. Hermanns; Elfriede Löchel

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2009

ISBN: 0009410058207 , 40 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Invidia – der Neid. Eine Psychoanalytikerin liest eine Episode aus Ovids ›Metamorphosen‹ - "Jahrbuch der Psychoanalyse 58 (Neu- und Wiederentdeckungen zu Freud)"


 

Der lateinische Dichter Ovid hat in seinen Metamorphosen nicht nur die Narzissus-Gestalt erschaffen, die Freud zur Benennung einer psychischen Entwicklungsstufe bzw. Organisation inspirierte. In demselben Werk erscheint auch eine Personifikation des Neides, Invidia, im Rahmen einer Geschichte über die Liebe des Gottes Merkur/Hermes zur Athener Prinzessin Herse, seine Verhandlungen mit Herses Schwester Aglauros und das Eingreifen von Hermes’ Halbschwester Minerva/Athene (Met. II 708-835). Diese in mehrfacher Hinsicht eigenartige Erzählung wird in dieser Arbeit so gelesen, als handelte es sich um die Darstellung einer vom Neid dominierten psychischen Welt, in der die auftretenden Figuren innere Objekte mit unterschiedlichen Emotionen und Absichten repräsentieren: Ovid stellt die Objekte als gemeinsam oder gegeneinander agierend dar. Emotionen und Absichten werden von einer Figur auf die andere verschoben – als ob die Objekte selbst ineinander projizierten und introjizierten –, so daß dasselbe Objekt in unterschiedlicher Gestalt auftreten kann. Die Figuren werden zunehmend zu gespaltenen idealen und bösen oder entwerteten Teilobjekten, so daß ein Austausch und ein fruchtbare Verbindung nicht zustande kommen können. Vielmehr kommt es zum Ersterben der Kommunikation und zur psychischen Erstarrung – exemplifiziert an der Versteinerung der Aglauros.