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Zeit des Zuhörens, Zeit der Deutung - Jahrbuch der Psychoanalyse 51
Wir wissen, wie schockiert Freud war, als Fließ ihm vorhielt, er sei ein »Gedankenleser«, und auch als Ferenczi zehn Jahre später verkündete, er selbst sei ein solcher in seiner Rolle als Psychoanalytiker. Dieser Gedanke widersprach dem wissenschaftlichen Ideal, das Freud mit der psychoanalytischen Methode verband. Gleichwohl hindert ihn das später nicht, sich mit dem Problem der »Gedankenübertragung« zu befassen und den Blick auf die »Gedankeninduktion« in der Behandlung einerseits, den telepathischen Phänomenen andererseits zu lenken. Implizit thematisiert wurde die Gedankeninduktion, als die Psychoanalyse der Gegenübertragung im analytischen Zuhören größeren Stellenwert einräumte. Der vorliegende Text erklärt sie anhand einer Erzählung Edgar Allan Poes, in der wir den Assoziationsprozeß und seinen Parallelablauf in der Intersubjektivität studieren können. Dieser beiderseitige, aus der intersubjektiven Gedankeninduktion resultierende Assoziationsprozeß wird – unter dem Titel Mit-Denken – an zwei klinischen Beispielen veranschaulicht. Von hier aus läßt sich der Zusammenhang zwischen Mit-Denken und Gegenübertragung sowie Einfühlung ausleuchten. Es folgt der Blick auf die Konsequenzen für eine vergleichende Studie zwischen psychoanalytischem und psychotherapeutischem Zuhören. Den Abschluß bildet eine Neubetrachtung der Supervision als eines intersubjektiven Zuhörens, das den Dritten einschließt. Dabei geht es um die Vorstellung von einem Mit-Denken zweiten Grades. Von Freuds positivem Credo brauchen wir uns nicht zu verabschieden – die Tatsachen sind da. Aber wir müssen uns zu dem Schluß bequemen, daß Gedankenübertragung eben dies ist: eine Tatsache.
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