Zwei Ohnmachten Freuds in der Begegnung mit Jung. Eine Reminiszenz an seine Herzneurose und den Ambivalenzkonflikt in Männerfreundschaften - "Jahrbuch der Psychoanalyse 48 Psychotische Mechanismen bei neurotischen Patienten "

von: Georg Bruns, Claudia Frank; Ludger M. Hermanns; Helmut Hinz

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 2004

ISBN: 0009410048205 , 29 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Zwei Ohnmachten Freuds in der Begegnung mit Jung. Eine Reminiszenz an seine Herzneurose und den Ambivalenzkonflikt in Männerfreundschaften - "Jahrbuch der Psychoanalyse 48 Psychotische Mechanismen bei neurotischen Patienten "


 

Freud erlitt zweimal in der Gegenwart Jungs eine Ohnmacht, im Jahre 1909 in Bremen und im Jahre 1912 in München. Beiden Ohnmachten gingen Kontroversen zwischen den beiden mit kleinen Siegen Freuds voraus. Freud selbst hat einige Hinweise, aber keine zusammenfassende Konstruktion zu einem psychoanalytischen Verständnis dieser Ohnmachten geliefert. Jones faßt sie als Symptom eines leichteren Falles von Scheitern am Erfolg auf, Schur sieht die Ohnmachten als kurze Fluchten aus emotional erregenden Situationen, die an frühe infantile Konflikte mit Todeswünschen und Schuldgefühlen wegen des frühen Todes eines Bruders Freuds anknüpfen. Ich interpretiere die Ohnmachten vor dem Hintergrund der ausgeprägten Ambivalenz, die wichtige Männerfreundschaften Freuds bestimmt hat. Sie hatte bereits, am Wechsel von Breuer zu Fließ, seine herzneurotische Episode in den Jahren 1894 und 1895 mitbedingt und wiederholte sich gegenüber Jung, der seinerseits bereits früh Freud sehr ambivalent gegenübertrat. Darüber hinaus scheint sich zwischen Jung und Freud bei einer spezifischen biographischen Ähnlichkeit – auch Jungs Eltern haben einen Sohn bald nach der Geburt verloren – und durch Persönlichkeitselemente eine unbewußte »narzißtische Objektwahl« abgespielt zu haben, die einen Vorgang der projektiven Identifizierung mit Symptomabtretung aus Jungs Pubertätsalter (Ohnmachtsanfälle) an Freud ermöglichte.