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Die ›Zwangsneurose‹. Eine nosologische Neuerung Freuds - Jahrbuch der Psychoanalyse 37
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Die ›Zwangsneurose‹. Eine nosologische Neuerung Freuds - Jahrbuch der Psychoanalyse 37
Die Bezeichnung »Zwangsneurose« geht auf Freud zurück. Er führte sie 1895 für ein klinisches Bild ein, das unter Namen wie »Zwangsvorstellungskrankheit« bereits bekannt war. Nach damals herrschender Lehre waren Zwangssymptome letztlich somatisch bedingt. Sie konnten als selbständige Störung (Westphal) oder als Aspekte anderer Krankheitsbilder, vor allem der Neurasthenie (z. B. Krafft-Ebing), gesehen werden. Eine Zuordnung zu den Neurosen war ausgeschlossen, da diese per definitionem somatische Symptome (und Ursachen) hatten. Im Gegensatz dazu legte Freud in »Obsessions et phobies« (1895) dar, daß es Zwangssymptome gibt, die psychisch, d. h. durch die Abwehr konflikthafter sexueller Vorstellungen, bedingt und deswegen psychotherapeutisch behandelbar sind. Sie sollten laut Freud aus der nicht psychisch bedingten, psychotherapieresistenten Neurasthenie herausgenommen und als ein selbständiges Krankheitsbild (im Sinne Westphals) aufgefaßt werden. Daß Freud dieses Bild als »Neurose« bezeichnete, entsprach dem »modernen« Neurosenbegriff, der sich damals erst durchzusetzen begann. Das erklärt, warum sein Terminus »Zwangsneurose« erst spät (vermutlich 1915) Eingang in die Lehrmeinung fand. Freud trug seine Ansichten 1895 im Wiener »Verein für Psychiatrie und Neurologie« vor, dem Krafft-Ebing vorstand. Es scheint, daß sich die Einwände der Kollegen nicht primär gegen die Sexualität als ätiologischen Faktor richteten, sondern vor allem gegen ihre Aufwertung von einer okkasionellen zur eigentlichen Ursache, gegen die von Freud behauptete generelle Gültigkeit seiner Theorie sowie gegen den »modernen« Neurosenbegriff.
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