Die geistige Arbeit des Analytikers: vom Zuhören zum Deuten - Jahrbuch der Psychoanalyse 30

von: Madeleine de Baranger, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Ludger M. Hermann

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1993

ISBN: 0009410030202 , 20 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Die geistige Arbeit des Analytikers: vom Zuhören zum Deuten - Jahrbuch der Psychoanalyse 30


 

Der Analytiker fordert zwei etwas widersprüchliche Haltungen von sich selbst: einerseits erfolgen Zuhören und Deutung aufgrund seines theoretischen Wissens, seiner Erfahrungen und seines Bezugsschemas, und andererseits muß er sich selbst dem Neuen, Unvorhergesehenen und Überraschenden öffnen. Seine Arbeit, vom Zuhören zur Deutung, findet in einem Kontext statt, der die Behandlungsgeschichte ebenso beinhaltet wie die Geschichte des Analysanden, die sich im Prozeß der Rekonstruktion befindet. Dieser Kontext bestimmt den (variablen) Augenblick der Deutung - d.h. den Dringlichkeitspunkt einer bestimmten Sitzung. Dieser Punkt kennzeichnet den Augenblick, an dem etwas aus dem Unbewußten des Analysanden auftaucht und der Analytiker glaubt, es deuten zu müssen. Es ist etwas, was innerhalb des intersubjektiven Feldes geschieht, das beide Beteiligte zusammen umfaßt und eine eigene, teils unbewußte Dynamik besitzt. Diese Konfiguration oder unbewußte Phantasie des Feldes bildet den gemeinsamen Ursprung, dem sowohl der Diskurs des einen Partners als auch die Deutung des anderen entspringt. Die Augenblicke der Störung in der Dynamik des Feldes, die Hindernisse im analytischen Prozeß laden jeden Analytiker ein, einen ,zweiten Blick’ auf das Feld zu werfen und sich auf die unbewußte intersubjektive Beziehung zu konzentrieren, die es bestimmt. Die Deutung kann, indem sie sich entweder auf den Analysanden oder auf das Feld konzentriert, ihre beiden dialektisch komplementären Funktionen ausüben: sie kann die Tarnung des Unbewußten des Patienten durchdringen oder ihm erlauben, seine Geschichte und Identität zu einer Synthese zu bringen und zu rekonstruieren.