Leidenschaft und Melancholie als psychoanalytisches Thema in »Das Jagdgewehr« von Yasushi Inoue - Jahrbuch der Psychoanalyse 30

Für den Depressiven stellt in erster Linie nicht der abgewehrte Haß, sondern die Lebendigkeit die zentrale Quelle der Beunruhigung dar. Anhand der Erzählung des japanischen Schriftstellers Inoue - einer dramatischen Liebesgeschichte - versucht der Autor auf dem Hintergrund der Arbeiten von Green und Torok zur Dynamik der Depression den Zusammenhang von narzißtischer Abwehr, depressiven Entwicklungen und der Bedrohung durch eine lebendige, libidinöse Objektbeziehung aufzuzeigen. Denn jede Libidinisierung, jedes Erwachen von Lebendigkeit rührt an das frühe, nicht-integrierte Trauma eines als Katastrophe empfundenen Verlustes und droht die pathologischen, aber zum psychischen Überleben entwickelten narzißtischen und depressiven Abwehr-und Kompensationsstrukturen zum Einsturz zu bringen.