Beschreibung einer Dissoziation im Ich - Jahrbuch der Psychoanalyse 28

Die Metapher vom „rettenden Arm“ wird als Ausdruck einer im Menschen angelegten bzw. früh erworbenen Bereitschaft verstanden, in trostlose Zustände aktiv einzugreifen und ihnen womöglich eine konstruktive Wendung zu erteilen. Diese Fähigkeit droht allerdings zu verkümmern, wo es zu einer Dissoziation von visueller Wahrnehmung und Handeln gekommen ist, wie man sie nicht selten als Zuschauer von Fernsehreportagen über aktuelle Not- und Mangelzustände erleben kann. An einer Reihe dichterischer Zitate versuche ich zu zeigen, daß Menschen offenbar von jeher - lange vor der Erfindung von Film und Fernsehen - solche Dissoziation an sich selbst beobachtet haben, wobei das Spektrum der psychopathologischen Begleitphänomene von akuter Verzweiflung bis zu Depersonalisation und Derealisation reicht. Es wird darauf hingewiesen, daß neben den Realfaktoren auch ein intrapsychischer Konflikt am Zustandekommen derartiger Dissoziationszustände beteiligt sein kann, indem ein restriktives Uber-Ich dem Ich die Anteilnahme untersagt.