Zur Psychoanalyse von Umweltzerstörung - Folgerungen für die Pädagogik - Jahrbuch der Psychoanalyse 40

von: Christoph Ertle, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Hermann Beland; Ilse Grubrich-Simitis; Ludger M. Herman

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1998

ISBN: 0009410040210 , 26 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Zur Psychoanalyse von Umweltzerstörung - Folgerungen für die Pädagogik - Jahrbuch der Psychoanalyse 40


 

Ausgehend von der Beobachtung anhaltender Destruktion der Städte in Kernbereichen und neuen Siedlungsflächen durch Phantasielosigkeit und Machtgier sucht Mitscherlich nach Motiven und deren Bedeutung. Die Stadt ist für ihn ein »Biotop«, der Psychoanalytiker wird zum »Biotop-Forscher«, die Psychoanalyse erhält die Funktion eines »verfeinerten Ordnungssystem«, das dazu dient, die sozialpsychologischen Auswirkungen »unwirtlicher Städte« zu untersuchen. Mit Untersuchungsgegenstand und Forschungsmethode greift Mitscherlich als Psychoanalytiker erstmals das brennende gesellschaftspolitische Thema »Wohnraum als Lebensraum« auf und führt es in die interdisziplinäre Diskussion ein. Doch nimmt nicht nur der Brückenschlag Psychoanalyse und Sozialpsychologie gefangen, sondern Diktion und Beispiele machen auch auf gemeinsame Themen mit der gegenwärtigen ökologischen Diskussion aufmerksam. Mitscherlichs grundlegende, weithin übersehene Arbeit »Zur Unwirtlichkeit unserer Städte«, eine Streitschrift, erreicht mit ihrem programmatischen Vorbehalt, nicht auf Lösungen zu drängen, im Sinne einer paradoxen Intervention das Gegenteil: sie liefert wertvolle Hinweise darauf, mit welchen Mitteln Veränderungen im Lebensganzen der Stadtbewohner angestoßen werden könnten. Und an dieser Nahtstelle skizziert Mitscherlich Umrisse einer Kulturtheorie, die den Autor zu weiterführenden Überlegungen veranlassen. Im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit wird versucht, den unterschiedlichen psychischen Mechanismen nachzugehen, die, in Gestalt abgewehrter Destruktion und getarnt als Werbung, ökologische Katastrophen erst möglich machen. Damit werden zugleich Umrisse einer Erziehung erkennbar, die sich im streitbaren Kontrast stellen zu Modellen einer verharmlosenden oder ungeklärt erregenden Pädagogik mit dem Ziel, Betroffenheit zu erzeugen. Doch auch die andere Tendenz hätte fatale Folgen, Wissensanhäufung als Aufklärung ohne emotionale Verknüpfung. Mitscherlichs Überlegung, weiterer Zerstörung sei unter der Voraussetzung Einhalt zu gebieten, daß es gelänge, auf ein »festeres Verhältnis von Einsicht und Leidenschaft« hinzuarbeiten, kann als Wegweisung für Unterrichtsdidaktik verstanden werden, die sich nach wie vor in dem Zwiespalt von Aufklärung und Emotionalisierung blockiert.